05.05.2023
Laut einer Umfrage des Bundesverbandes Freier Berufe (BFB) mit 3.500 Teilnehmenden fehlen den Freien Berufen in ihren Teams 46.000 Auszubildende, 236.000 Fachkräfte und 60.000 freiberuflich Tätige. In Bezug auf 4,5 Millionen Beschäftigte sind das massive Lücken. Ende 2019, bei der letzten Befragung durch den BFB, lag der Wert unbesetzter Stellen noch bei ca. 300.000 – ein Trend, der fortschreitet: Jeder dritte Freiberufler rechnet im kommenden Jahr mit einem höheren Personalbedarf und jeder zweite damit, die offenen Stellen nicht besetzen zu können. Fehlen immer mehr Fachkräfte, fehlt nicht nur ein vielleicht verzichtbares Produkt im Regal, sondern eine gesellschaftlich unverzichtbare Dienstleistung – das wirkt sich wiederum auf andere Branchen und somit auch auf die Wirtschaft und Gesellschaft aus. Freie Berufe gelten als Garanten für die Energiewende, die Schaffung bezahlbaren Wohnraums oder die Versorgung einer immer älter werdenden Bevölkerung. Aus der Umfrage des BFB ergibt sich, dass die Freien Berufe dem Personalmangel bereits aktiv entgegenwirken.
Die Ergebnisse der Umfrage im Einzelnen:
Unbesetzte Stellen: 48,5 % der freiberuflichen Personen hat unbesetzte Stellen. Besonders hoch ist der Bedarf der freien Heilberufe. Mit Abstand folgen die technisch-naturwissenschaftlichen und die rechts-, steuer- und wirtschaftsberatenden Freiberuflichen. Besonders ausgeprägt ist der Bedarf mit 79,2 % bei Einheiten zwischen über zehn und 50 Arbeitnehmern und mit 76,5 % bei über fünf bis zehn Arbeitnehmern. Gut ein Drittel (38,1 %) hat eine unbesetzte Stelle. Knapp die Hälfte (48,8 %) hat bis zu drei oene Stellen, 6,1 % bis zu fünf unbesetzte Stellen und 7 % mehr als fünf unbesetzte Stellen.
Personalbedarf 2023: Von den Befragten rechnen 30,9 % mit einem weiter steigenden Bedarf, 56,5 % gehen davon aus, dass er gleich bleibt und 12,6 % davon, dass er geringer sein wird. Gefragt nach den einzelnen Berufsgruppen geben 36,5 % der Befragten an, dass speziell freiberufliche angestellte Fachkräfte (ausgelernte Assistenzkräfte etc.) gefragt sein werden, 36,3 % werden nach bei ihnen angestellten Freiberuflichen suchen, 26,2 % nach sonstigen angestellten Fachkräften und 24,6 % nach Auszubildenden.
Schwierigkeit, Personalbedarf 2023 zu decken: Mehr als jede zweite freiberuflich tätige Person befürchtet, auch im kommenden Jahr Schwierigkeiten bei der Stellenbesetzung zu haben.
Personalsuche: Diese gestaltete sich 2021 für 76,3 % schwierig bis sehr schwierig, für 39,5 % ist es aktuell noch schwieriger als schon 2021.
Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel: 59 % der Befragten geben an, dass der Ressourcenverbrauch durch Misstrauensbürokratie wie etwa Dokumentationspflichten verringert werden sollte. 57,3 % fordern, die schulische Berufsorientierung zu stärken. 40,8 % schlagen vor, qualifizierte Migration und 40,1 %, bessere schulische Qualifikation zu fördern. 35,5 % sehen darin einen Ansatz, Arbeit über die Altersgrenze hinaus attraktiver zu gestalten.
Selbst ergriffene Maßnahmen gegen Personalmangel: 52,1 % stärken die Fort- und Weiterbildung, 47,8 % bauen Teilzeitoptionen für Eltern aus, 43,7 % nehmen weniger Aufträge an. 40,5 % passen die Aufgaben ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Ausgleich unbesetzter Stellen an. 33,6 % setzen auf mehr Digitalisierung. 23,3 % fördern gezielt ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. 13,9 % qualifizieren Jugendliche ohne Berufsausbildung.
Folgen des Personalmangels: 76,1 % konstatieren eine höhere Arbeitsbelastung für ihre Mitarbeiter. 62,9 % mussten Aufträge, Behandlungen, Mandate etc. bereits ablehnen. 48,8 % sehen ihr Wachstum gefährdet. 43 % können ihre Dienstleistung nur noch eingeschränkt erbringen. 42,8 % haben bereits Projekte verschoben. In Folge planen 7,2 %, ihr Geschäft aufzugeben und 6,7 %, vorzeitig in den Ruhestand einzutreten.
INFOS ZUR FACHKRÄFTEAUSBILDUNG & -BINDUNG:
Initiativen gegen Ausbildungsabbrüche VerA: www.vera.ses-bonn.de
Stiftung Begabtenförderung: www.sbb-stipendien.de
Allianz für Aus-und Weiterbildung: www.aus-und-weiterbildungsallianz.de
Quelle: Umfrage BFB und Institut für Freie Berufe; veröentlicht am 03.11.2022