07.01.2025
Über das Gewaltschutzgesetz (GewSchG) lassen sich Annäherungsverbote und Kontaktverbote erwirken. Aber was genau als Kontaktaufnahme gilt, ist besonders in unseren kommunikativ durchtechnisierten Zeiten oft nicht einfach zu bewerten. Genau dann müssen eben auch die Gerichte entscheiden, so wie das Oberlandesgericht Hamburg (OLG).
Die Anwältin einer Ehefrau hatte deren Ehemann zur Auskunft über seine Vermögensverhältnisse aufgefordert, um den Unterhaltsanspruch der Frau zu berechnen. Eine Auskunft erhielt sie nicht, stattdessen aber äußerst obszöne Beleidigungen per Mail. Daher erwirkte sie eine Anordnung nach § 1 GewSchG gegen den Ehemann. Es wurde ihm untersagt, in irgendeiner Form Kontakt zur Rechtsanwältin aufzunehmen, sie zu bedrohen, zu beleidigen, zu verletzen oder sonst körperlich zu misshandeln. Als die Rechtsanwältin ihn später zur Bezahlung einer Forderung aufforderte, zahlte er nicht. In seinem WhatsApp-Status beschimpfte er die Anwältin kurz darauf aber als „korrupte Anwältin“ und sparte dabei auch nicht an Beleidigungen seiner Exfrau. Die Juristin hielt dies für einen Verstoß gegen das GewSchG und wollte ein Ordnungsmittel gegen den Ehemann erwirken.
Damit
scheiterte sie aber. Das OLG sah in der WhatsApp-Statusmeldung keine
Kontaktaufnahme. Zwar werde die Rechtsanwältin angesprochen, eine
Kontaktaufnahme setze aber eine aktive Handlung voraus, nicht nur eine bloße
Statusmeldung.
HINWEIS
Wurden Annäherungsverbote und
Kontaktverbote erwirkt, sollte man trotz dieser Entscheidung auch
Statusmeldungen, in denen man angesprochen wird, melden. Auch wenn diese noch
keine Kontaktaufnahme sind, können sie doch der Anfang einer neuen Eskalation
sein. Man tut gut daran, Schutzmaßnahmen zu verschärfen oder eine neue Beratung
in Anspruch zu nehmen, was man in solchen Fällen machen kann. Im Status kann
zum Beispiel ja auch eine Beleidigung enthalten sein, die neue rechtliche Anordnungen
rechtfertigen kann.
OLG Hamburg, Urt. v. 08.10.2024 – 12 WF 87/24